Interimslösung auf dem Prüfstand: Kritik an Schulcontainern der Mathildenschule

 Der Stadtschüler*innenrat Offenbach macht auf die aktuellen Lernbedingungen der Jahrgangsstufe 9 an der Mathildenschule aufmerksam. Rund 120 Schüler*innen werden seit Herbst 2024 in einer provisorischen Containeranlage in der Friedensstraße unterrichtet – rund 15 Minuten Fußweg vom eigentlichen Schulgebäude entfernt. Die dortigen Rahmenbedingungen sind nach Einschätzung zahlreicher Beteiligter unzureichend. Neben hohen Temperaturen in den Containern fehlen grundlegende infrastrukturelle Standards, die für einen funktionierenden Schulbetrieb notwendig wären.

„Was hier fehlt, ist nicht Luxus – sondern das absolute Minimum für einen funktionierenden Schulalltag“, erklärt Luca Albert Dobrita, Stadtschulsprecher von Offenbach. „Wenn es weder Sitzmöglichkeiten noch Schatten, keine wirkliche Pausen beim pendeln oder Pausenverpflegung, keine sanitäre Versorgung auf Augenhöhe und keinerlei Rückzugsräume gibt, dann ist eine sachliche Neubewertung der Situation unumgänglich.“

Die Kritik stützt sich auf eine detaillierte Mängelliste, die von Schüler*innen der betroffenen Klassen selbst dokumentiert und dem Stadtschülerrat übergeben wurde. Darin enthalten sind zahlreiche Punkte, die sowohl die baulichen als auch die pädagogischen und organisatorischen Rahmenbedingungen betreffen. So ist von extremer Hitzeentwicklung in den anthrazitfarbenen Containern die Rede, von fehlender Klimatisierung, von einem Pausenhof ohne Schatten, ohne befestigten Boden und ohne Sitzgelegenheiten. Auch eine Versorgung mit Essen oder Getränken ist vor Ort nicht möglich – ein Kiosk oder ein Trinkwasserspender fehlen vollständig. Toilettenanlagen seien sowohl von Lehrende als auch von Lernende genutzt worden, ein Erste-Hilfe-Kasten oder ein Sanitätsraum sei nicht vorhanden oder nicht wirklich funktional. Zudem erschwere die teilweise funktionierende Technik einen geregelten Unterricht.

„Es ist sehr stickig, man kann sich nicht konzentrieren. Es ist einfach unglaublich warm – man kann im Unterricht nicht mitkommen“, beschreibt Mariam Boyajghabel, Schulsprecherin der Mathildenschule, die derzeitige Lernsituation. „Was mich aber besonders schockt, ist das Fehlen von Versorgungsmöglichkeiten. Wer kein Essen oder Trinken dabei hat, bleibt ohne. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.“

Auch aus Sicht des Stadtschüler*innenrats besteht dringender Gesprächsbedarf. „Diese Bedingungen sind nicht tragbar – weder aus pädagogischer noch aus gesundheitlicher Sicht“, sagt Lilly Groh, stellvertretende Stadtschulsprecherin. „Wir sprechen hier über eine Lösung, die so nie dauerhaft gedacht war – und jetzt schon sind die Zustände nicht haltbar, vor allem nicht wenn die Basics fehlen.“ Cengizhan Nas, ebenfalls stellvertretender Stadtschulsprecher

Der Stadtschülerrat Offenbach spricht keine Schuldzuweisungen aus, betont jedoch die Notwendigkeit transparenter Kommunikation und aktiver Beteiligung der Betroffenen. „Wir sind offen für Zusammenarbeit und lösungsorientiertes Handeln“, so Dobrita abschließend. „Aber wir erwarten, dass Bildung in Offenbach nicht zur Zumutung wird.“

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